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CULTURE AND ARTS

Black International Cinema Berlin (May 4-8)

Wir haben einen Traum!

Wir kommen aus privilegierten Verhältnissen in den USA. Intakte Familien, ausreichende ökonomische Ressourcen, Universitätsausbildung, Reisen usw. All dies nahmen wir als selbstverständlich hin. Als wir jung waren, dachten wir, alle haben die gleiche Art zu leben. Als wir reifer wurden, erkannten wir, wie falsch wir lagen.

von LJILJANA SAMARDŽIC aus Sombor, Serbien
(Veröffentlicht: 09.02.2010.)
Download als pdf (englisch)


Auf Grund der Ideen und Motive von Professor Donald Muldrow Griffith, die durch das jährliche interdisziplinäre und interkulturelle Film/Video-Festival repräsentiert werden, haben die Menschen in diesem Jahr die Möglichkeit, das 25. Jubiläum des Black International Cinema zu erleben. Es wird produziert und geleitet von Fountainhead® Tanz Theatre.

Das Festival wird zum zweiten Mal im Rathaus Schöneberg in Berlin stattfinden. Schon der diesjährige Titel "Opportunity, please knock... We have a dream!" deutet auf die Originalität dieses Festivals hin, birgt aber ebenso den Wind der Veränderung und eines besseren Morgen in sich. Die Veranstaltung besteht aus Video- und Filmvorführungen, Seminaren und einer Fotoausstellung. Der Teil des Festivals mit der Überschrift "The Magical Oasis Cinema Experience" findet vom 4. bis 8. Mai statt. Die Fotoausstellung wird vom 1. bis 30. Juni zu sehen sein.

Alles begann als Teil des Black Cultural Festivals in Berlin 1986, das eine Idee von Prof. Donald Muldrow Griffith war. Herr Griffith machte seinen Abschluss in Psychologie und Pädagogik an der University of Loyola in Chicago, Illinois. Nachdem er längere Zeit als Gruppentherapeut, Lehrer und Bewährungshelfer gearbeitet hatte, kamen andere Interessen in seinem Leben ins Rampenlicht - Schauspiel, Gesang und Tanz. In Berlin gründete er die Gruppe Fountainhead® Tanz Theatre zusammen mit seinen vier Kollegen Ricky Powell, Linda Curry, einem deutschen Kollegen, Detlef Bäcker, und der sehr bekannten Ballerina Gayle McKinney, die später seine Frau wurde.

Herr Griffith, was war Ihr auslösendes Motiv für eine Veranstaltung wie diese mit diesem Thema?

Die Ursprünge des Festivals liegen vor 1986 und resultieren aus einem Gespräch mit Oscar Brown Jr. Seine Position zum Thema sozialer Veränderungen bestand darin, dass Menschen Verantwortung für die Veränderungen, die sie in der Gesellschaft anstreben, übernehmen sollten. Seine Frage an mich war: "Was ist der Plan?" Diese inspirierende Frage inmitten anderer Anregungen durch meinen Vater, meine Studien und Lektüre führten mich dazu, die Verantwortung dafür zu übernehmen, das erste Black Cultural Festival in Berlin und Europa unter der Schirmherrschaft von Fountainhead® Tanz Theatre zu produzieren und zu leiten.

Da gab es vier Menschen, die von New York City nach Berlin eingeladen worden waren, um am Theater des Westens aufzutreten. Unsere Situation war finanziell und in Bezug auf behördliche Angelegenheiten sehr angenehm, ohne Probleme mit Aufenthaltserlaubnis oder anderen Schwierigkeiten. Nachdem wir in den USA, Chicago und New York gelebt hatten, waren wir an die Vielfalt von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten gewöhnt, wohingegen wir in Berlin nur ein Meer von Menschen aus einer Gruppe sahen und selten Menschen anderer Kulturen.

Mit fortschreitender Zeit kamen wir allmählich mit einer kleinen Anzahl von Menschen in Kontakt, die numerischen Minderheiten angehörten, und uns wurde bewusst, dass es hier interessante Geschichten zu dokumentieren gibt, die dem allgemeinen Publikum, national und international, präsentiert werden sollten. Wir entschlossen uns, die Verantwortung für die Verbreitung dieser Informationen zu übernehmen, damit diese nicht wie "Footprints in the Sand" verloren gingen.

Haben die Filme etwas Gemeinsames, ausgenommen die Herkunft der Schauspieler und Regisseure?

Der Bezug des Films zur menschlichen Erfahrung erschließt sich in seiner Möglichkeit, sich über kulturelle und nationale Grenzen mittels Vorstellungen und Bilder zu erheben und Gefühle und Gedanken zu stimulieren. Er besitzt die Fähigkeit zu informieren und die menschliche Natur aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

Was trägt zu der Fortführung dieses Festivals über so lange Zeit bei?

Der entschlossene Wille und das Bedürfnis, den Grundstein dafür zu hinterlassen, was möglich ist, auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen. Wir kommen aus privilegierten Verhältnissen in den USA. Intakte Familien, ausreichende ökonomische Ressourcen, Universitätsausbildung, Reisen usw. All dies nahmen wir als selbstverständlich hin. Als wir jung waren, dachten wir, alle haben die gleiche Art zu leben. Als wir reifer wurden, erkannten wir, wie falsch wir lagen. Schließlich kamen wir zu der Überzeugung, dass die Menschen, denen viel gegeben wurde, eine Verantwortung dafür tragen, dass sie das, was ihre Familien und die Gesellschaft in sie investierten, an andere Personen, Gruppen und an die Gesellschaften, in denen wir leben, und an anderen Orten zurück geben. Die Arbeit von Fountainhead® Tanz Theatre ist ein Beispiel für andere Menschen von dem, was ohne die finanziellen Ressourcen, die üblicherweise mit solchen Unternehmungen in Verbindung gebracht werden, erreicht werden kann. Wir sehen unsere Arbeit als Vorbild und Quelle für Inspiration und Hoffnung, national und international.

Es heißt, dass "Fountainhead® Tanz Theatre daran glaubt, dass Vorurteile gegen benachteiligte Gruppen in Frage gestellt und ein stärkerer Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft geschaffen werden kann, indem man sich Kunst, Theater, Tanz, Musik und Seminare zunutze macht." Warum glauben Sie, dass diese Herangehensweise besser oder effektiver als irgendeine andere ist? Gibt es irgendwelche sichtbaren und greifbaren Beweise dafür?

Booker T. Washington, der bekannte Pädagoge, sagte: "Schöpfe aus dem, was du hast." Unsere Herangehensweise, zu einer besser informierten und friedlicheren Gesellschaft beizutragen, folgt dem Prinzip, die Ressourcen zu nutzen, die uns zur Verfügung stehen, als Beiträge an die Gesellschaft und hoffentlich als leuchtendes Beispiel, von denen es viele gibt - besungene und unbesungene. Wir leisten unseren Beitrag mit dem, was unseren Fähigkeiten entspricht, und wo es möglich ist. Durch unser Beispiel möchten wir andere dazu ermutigen, dem Leben auf ähnliche Weise zu begegnen.

Erwarten Sie, dass die Seminare und Filme Vorurteile entkräften, auch wenn diese schon seit langer Zeit vorhanden sind? Wodurch, glauben Sie, könnte dies erfolgreich sein?

Veränderung ist gewöhnlich ein wachsender Prozess und unsere Haltung ist die, Verantwortung dafür zu übernehmen, unsere Überzeugung durch Taten, Aktivität und dem Bestreben nach den bestmöglichen Ergebnissen zu unterstützen. Wir haben Veränderung als Resultat unserer Anstrengungen und der anderer Menschen in Berlin und anderswo wahrgenommen - wenn unsere Kollegen und Freunde, national und international, nicht den Willen gehabt hätten, uns in vielerlei Hinsicht zu unterstützen, all diese Jahre, wäre es uns vielleicht nicht möglich gewesen, diesen Traum der Veränderung durch Kunst und Kultur zu verwirklichen. Uns ist bewusst, dass wir ein kleiner Teil der menschlichen Evolution sind. Unsere Hoffnung ist, dass wir am Ende unserer physischen Existenz dazu in der Lage sind, den Staffelstab des Lebens, unser Vermächtnis, an die nächste Generation weiter zu geben. Die Veränderung wird kommen, das ist unausweichlich, dennoch sollten wir die Richtung immer aufmerksam beobachten.

Was führt, nach Ihrer persönlichen Meinung, dazu, dass Menschen jemanden hassen, der auf irgendeine Art "anders" ist?

Menschen lernen zu hassen auf Grund von mangelnder Bildung, Manipulation durch andere und persönlichen Gefühlen von Minderwertigkeit und Unsicherheit, deren Entstehung in zwischenmenschlichen Beziehungen, in familiären und gesellschaftlichen Bedingungen begründet ist. Das Bedürfnis, "Jemand zu sein", führt oftmals zur Entladung eines Minderwertigkeitsgefühls oder äußert sich in negativer Projektion auf andere Menschen oder Gruppen, denen es nicht möglich ist, sich oder ihr Ansehen zu schützen. Dies wird durch den Mangel an Bildung, an finanziellen Ressourcen und einem geringen Zugang zu den Medien hervorgerufen. Hinzu kommt der Mangel an physischer Kompetenz, welche den Beteiligten oder die Beteiligten befähigen würde, ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis zwischen sich und ihrem Widersacher herzustellen, und somit als Verteidigung oder Schutz gegen Angriffe dient. Dieser physische Aspekt könnte ebenso Respekt erzeugen, resultierend aus der Fähigkeit der Gepeinigten, sich selbst zu schützen.

Es gibt viele negative Gefühle in der Welt, aber viele von ihnen haben noch nicht die Intensität des Hasses erreicht! Darum ist es unsere Pflicht zu versuchen, die "Höllenhunde" in Schach zu halten, wie Malcolm X sagte: "Mit allen nötigen Mitteln." Hoffentlich mit friedlichen Mitteln.